Wann verliert man den gesunden Bezug zu seiner Stimme?

Gestern, an ihrem 7. Geburtstag, wurde meine Nichte eingeschult und als Patentante hatte ich die Ehre, dabei sein zu dürfen bei diesem wichtigen Ereignis.

Was sind mir da die unterschiedlichsten Stimmen begegnet! Es war sehr interessant, all das wahrzunehmen, vor allem natürlich die Stimmen der Lehrkräfte. Da gäb es einiges zu tun – das soll jetzt hier aber nicht Thema sein.

Was mir aber besonders aufgefallen ist, war, mit welcher Leidenschaft die Kinder, auch die anwesenden Zweit- und Drittklässler, die Lieder mitgesungen haben. Es war mir eine Freude das zu beobachten, denn es ist ab einem gewissen Alter eben nicht mehr selbstverständlich zu singen.

In meiner Facharbeit habe ich mich unter anderem genau damit auseinander gesetzt, also wann das aufhört. Wann es aufhört, dass Mensch gerne singt, egal wie es klingt und wann es aufhört, diesen gesunden Bezug zu seiner Stimme zu haben. Ein Teil des Dilemmas ist nach meiner Theorie tatsächlich unser Schulsystem, in dem man leise sein muss, still sitzen muss und seinem natürlichen Ausdruck nicht mehr folgen darf.

Anders ist das, soweit ich das jetzt mitbekommen hab, in der Grundschule Hagelstadt, in der meine Nichte nun eingeschult wurde. Dort gibt es ein flexibles Lernkonzept, bei dem jedes Kind in seinem eigenen Tempo lernen kann. Bewegung steht ganz oben auf dem Plan, auch kreatives Lernen und weniger Stillsitzen und Stillsein. Was bin ich froh, dass dieses Kind, das so gerne singt, kreativ ist und sich auf unterschiedlichste Weise ausdrückt, genau da weiter gefördert wird und nicht von 0 auf 100 in eine „Anpassung“ gedrängt wird.

Das alles nehme ich jetzt zum Anlass, nach und nach den wesentlichen Teil meiner Facharbeit zu veröffentlichen. Denn Stimmarbeit fängt nicht unbedingt mit sprechen und singen an. Es geht vielmehr um die Befreiung unserer Muster und Strukturen, unserer aufgezwungenen Anpassungen, die über das Nervensystem unsere Stimmen und den ganzen Menschen beeinflussen und blockieren. Über die Stimmarbeit entspannt sich unser Nervensystem und gibt unsere wahre Natur frei. Und als kleiner Nebeneffekt verändert sich auch unsere Sprech- und Singstimme dahin, wo sie kanz natürlich klingt und resoniert.

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